Drei Epilepsie-Betroffene erzählen.
Bild: Epilepsie-Liga
Die Schweizerische Epilepsie-Liga hat im Herbst 2020 eine Aufklärungskampagne für Erste-Hilfe-Massnahmen lanciert. Die schweizweite Aktion zeigt aus der Sicht von Betroffenen auf, wie man Menschen mit Epilepsie bei einem Anfall helfen kann. Denn helfen ist einfach – und es braucht nicht immer gleich eine Ambulanz.
Lea John:
Wieso ist die Kampagne für dich wichtig?
Wir sind ganz normale Menschen, einfach mit einer Krankheit. Diese ist Teil meines Lebens, dazu stehe ich. Viele Leute wissen nicht, was Epilepsie ist oder wie sie helfen können. Deshalb freue ich mich, dass die Kampagne Aufklärung betreibt. Für mich ist es wichtig, den Leuten zeigen zu können, wie bei einem epileptischen Anfall geholfen werden kann. Helfen ist nicht schwierig.
Hast du schon Erfahrungen mit einem Anfall in der Öffentlichkeit gemacht?
Ja, die Leute meinten, ich hätte zu viel Alkohol getrunken und es nicht vertragen. Dabei hatte ich nur Eistee getrunken. Ich fühlte mich missverstanden und verachtet. Viele Leute wissen nicht, wie bei einem Anfall vorzugehen ist und schauen einfach weg.
Was sollte die Öffentlichkeit deiner Meinung nach über Epilepsie wissen?
Für mich ganz wichtig: Helfen, nicht wegschauen. Epilepsie ist nicht ansteckend. Fragen über die Krankheit sind für mich in Ordnung und ich gebe gerne Auskunft. Das hilft für die Aufklärung, damit die Leute weniger urteilen und mehr unterstützen.
Bild: Epilepsie-Liga
Nadja Brönnimann:
Wieso ist die Kampagne für dich wichtig?
Gerade für Aussenstehende ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist. Ich hoffe, die Kampagne kann hier Aufklärung leisten, denn es ist alles weniger schlimm, als es von aussen aussieht.
Hast du schon Erfahrungen mit einem Anfall in der Öffentlichkeit gemacht?
Es war schlimm, weil Passanten mich filmten, anstatt zu helfen. Das war eine schwer zu verarbeitende Erfahrung. Ausserdem redete eine Person nach dem Anfall fortlaufend auf mich ein. Das war für mich sehr verwirrend und unangenehm, denn ich hatte durch den Sturz während des Anfalls eine Gehirnerschütterung erlitten.
Was sollte die Öffentlichkeit deiner Meinung nach über Epilepsie wissen?
Nach einem Anfall bin ich froh, wenn jemand bei mir und für mich da ist, ohne mich dauernd mit Fragen zu löchern. Auch wünschte ich mir, dass nicht immer sofort die Ambulanz gerufen wird. Das ist in den meisten Fällen nicht nötig.
Thomas Jud:
Wieso ist die Kampagne für dich wichtig?
Es gibt viele Menschen, die viel stärker von der Krankheit betroffen sind als ich. Für diese Personen ist der Alltag ein Kampf. Mit ihnen möchte ich mich solidarisieren und das Thema in die Öffentlichkeit tragen.
Hast du schon Erfahrungen mit einem Anfall in der Öffentlichkeit gemacht?
Glücklicherweise bisher nie!
Was sollte die Öffentlichkeit deiner Meinung nach über Epilepsie wissen?
Bitte schaut nicht weg. Helfen ist wichtig. Übrigens immer – auch bei anderen Notfällen!
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