Wenn Minderjährige die Pflege von Angehörigen übernehmen.
Kinder übernehmen Aufgaben im Haushalt wie Kochen, Putzen, Einkaufen. Bild: MART PRODUCTION - pexels.com
«Seit ich 9 bin unterstütze ich meine psychisch kranke Mutter. Ich putze, koche täglich und helfe im Haushalt. Das mache ich gerne, weil ich meine kranke Mama liebe. Ich habe Angst von ihr getrennt zu werden, deshalb halte ich es geheim. Es gibt gute und schlechte Tage, aber die guten Tage sind auch nicht wirklich schön. Ich habe nur selten Zeit für Freunde, Hobbies, einfach nur Kind zu sein.» (Anna, 11 Jahre) (Hilfe für Kinder kranker Eltern, o.D.)
Dies ist nur ein Beispiel, wie das Leben eines Young Carers aussehen könnte. Das Pflegen und Betreuen von Eltern, Geschwistern oder anderen Angehörigen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen ist der Alltag von ca. 8 % der 10- bis 15-jährigen Kinder und Jugendlichen der Schweiz. Sie werden Young Carers genannt.
Die Kinder helfen beim Haushalt und bieten emotionalen, betreuerischen oder pflegerischen Support. Sie nehmen eine unterstützende Rolle bei der Medikamenteneinnahme, der Kommunikation mit ärztlichen Fachpersonen oder bei den Finanzen ein. Auch die Verantwortung für jüngere Geschwister wird übernommen.
Eigene Interessen, Hobbies und das Sozialleben rücken in den Hintergrund. Auch die schulischen Verpflichtungen können nicht wie erwartet erfüllt werden. Die Kinder und Jugendlichen verheimlichen oft ihre Situation, die von ihnen als normal oder beschämend wahrgenommen wird und beanspruchen dadurch keine Hilfe. Die Kinder und Jugendlichen sind einer sehr hohen Belastung ausgesetzt, die sie an ihre psychischen und physischen Grenzen bringt.
Bild: Andrea Piacquadio - pexels.com
Eigene Interessen, Hobbies und das Sozialleben rücken in den Hintergrund. Auch die schulischen Verpflichtungen können nicht wie erwartet erfüllt werden. Die Kinder und Jugendlichen verheimlichen oft ihre Situation, die von ihnen als normal oder beschämend wahrgenommen wird und beanspruchen dadurch keine Hilfe. Die Kinder und Jugendlichen sind einer sehr hohen Belastung ausgesetzt, die sie an ihre psychischen und physischen Grenzen bringt.
Young Carers werden in der Öffentlichkeit noch zu wenig wahrgenommen. Lehrpersonen und Arbeitgeber wissen oft nicht über die zusätzlichen Aufgaben der Young Carers Bescheid. Anzeichen wie Konzentrationsmangel, Leistungseinbussen, viele Absenzen oder Müdigkeit können Indikatoren für eine Überforderung sein. Auch leiden die Young Carers häufiger an psychosozialen (z. B. Mobbing, Isolation) und körperlichen (z. B. Rückenschmerzen) Problemen.
Wichtig ist, dass Fachpersonen auf diese Thematik geschult und sensibilisiert werden. Auch Lehrpersonen oder Arbeitgeber sollten bei Auffälligkeiten das Gespräch mit den Kindern oder Jugendlichen suchen. Es bestehen laut dem nationalen Gesundheitsbericht 2020 weiterhin Datenlücken bezüglich der Chancengleichheit im schulischen und beruflichen Kontext sowie der persönlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. In der Schweiz muss die Thematik noch weiter erforscht werden. Passende Unterstützungs- und Entlastungsangebote wie zum Beispiel Anlaufstellen spezifisch für diese vulnerable Bevölkerungsgruppe müssen entwickelt und ausgebaut werden, um den Alltag der Young Carers zu erleichtern und einer Überforderung vorzubeugen.
Anlaufstellen für Betroffene:
- 147 gratis anrufen oder gratis und vertraulich Hilfe unter www.147.ch finden
- Treffen für Yong Carers: CHG organisiert Austausche Young Carers | Kalaidos FH (kalaidos-fh.ch) oder Themenliste | Selbsthilfe Schweiz
Weitere Beiträge unter: Informationen zu Medien Young Carers. | Kalaidos FH (kalaidos-fh.ch)
Quellen: