Was bedeutet Krebs für meinen Arbeitsplatz?
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In der Schweiz leben rund 65‘000 Menschen im erwerbsfähigen Alter mit einer Krebsdiagnose – Tendenz steigend. Nebst den medizinischen und persönlichen Auswirkungen, die eine solche Diagnose für Betroffene hat, stellt sich ihnen zusätzlich die Frage: Wie sage ich das meinen Vorgesetzten und was passiert mit meinem Job?
Solche Sorgen sind verständlich. Schliesslich bedeutet eine Krebsbehandlung doch meist eine längere Abwesenheit, die oft von Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von Therapie und Krankheit begleitet wird. Zwar kehren rund zwei Drittel aller Betroffenen nach der Therapie zurück an ihren Arbeitsplatz. In welchem Umfang und wann dies möglich ist, wissen sie anfangs aber nicht. Die meisten Krebspatientinnen und -patienten leiden nach der Therapie an einer erhöhten Müdigkeitserscheinung, sogenannter Fatigue, weshalb sie weniger Leistung erbringen können als vor der Erkrankung. In der Folge erhöht sich oftmals die Belastung für Arbeitskolleginnen und -kollegen, was sich wiederum belastend auf das ganze Team auswirkt.
Die Folge: Unsicherheit bei den Betroffenen, ob sie den Anforderungen genügen können, Angst den Job zu verlieren und Verzweiflung angesichts dieser teils existenzbedrohenden Lage.
Deshalb ist es so wichtig, dass Arbeitgebende proaktiv handeln und ihren Mitarbeitenden vermitteln, dass sie im Krankheitsfall das Gespräch suchen sollen und man gemeinsam eine Lösung finden wird. Nur so kann es gelingen, dass man zwischen allen Beteiligten Klarheit schaffen und Unverständnis bei Mitarbeitenden sowie eine Ausgrenzung der Betroffenen verhindern kann, so Kurt Jäggi, Leiter HR bei der Glutz AG in Solothurn. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Einbindung der Angehörigen in den Wiedereinstiegsprozess am Arbeitsplatz: diese würden die Situation der Betroffenen am besten kennen und seien in deren Genesungsprozess von entscheidender Bedeutung.
Podiumsgespräch an der Tagung "Karriere und Krebs - (K)ein Widerspruch?" vom 10. September 2020. v.l.n.r.: Dani Fohrler (Moderator), Linda Wälchli (Bereichsleitung Beratung und Unterstützung KLSO), Kurt Jäggi (Leiter HR Glutz AG), Markus Rüegger (IV-Stelle Berufliche Wiedereingliederung), Dr. med. Christine Beer (Psychoonkologin). Bild: Christoph Stapfer, KLSO.
Überhaupt ist die offene Kommunikation bei einer Krebserkrankung zentral, weiss Christine Beer, Psychoonkologin aus Solothurn: Die Auswirkungen auf Körper und Psyche seien von Situation zu Situation unterschiedlich, sodass Betroffene, Angehörige, Ärztinnen und Ärzte wie auch Arbeitgebende und IV-Stelle miteinander im Austausch stehen müssten, um individuelle Lösungen zu finden, die der neuen Ausgangslage der Patientinnen und Patienten Rechnung tragen.
Auch Arbeitskolleginnen und -kollegen stehen jedoch in der Pflicht, wenn es darum geht krebsbetroffene Mitarbeitende zu vertreten, belastende Situationen zu erkennen und die Vorgesetzten in den Problemlösungsprozess miteinzubeziehen – natürlich in Absprache mit den Betroffenen. Diesen wiederum ist anzuraten, den Austausch mit Mitarbeitenden und Vorgesetzten zu suchen und gegebenenfalls externe Hilfe beizuziehen, um in Konfliktsituationen zu vermitteln.
Die Krebsliga Solothurn bietet zu diesem Thema Rat und Unterstützung sowohl für Betroffene als auch für Mitarbeitende, Vorgesetzte und Personalverantwortliche.
- Informationen für Arbeitgeber und Arbeitnehmende Krebsliga Solothurn
- Interview mit Kurt Jäggi, Leiter HR Glutz AG, Jahresbericht 2017 Krebsliga Solothurn
- Angebote für Unternehmen Krebsliga Schweiz
- Talk Dani Fohrler mit Verena Meier-Burkhard und Kurt Jäggi „Was tun als Arbeitgeber?“ Fachtagung „Karriere und Krebs – (K)ein Widerspruch?“