Wie können wir Kinder von suchtkranken Eltern unterstützen?

Nationale Aktionswoche vom 08.-14. März 2021.

Bild: Sucht Schweiz

In der Schweiz wachsen schätzungsweise 100'000 Kinder in einem Elternhaus auf, das von Alkohol oder anderen Substanzen schwer belastet ist. Diese Kinder verschweigen ihre Not aus Loyalität zu den Eltern, sie sind aber oft einsam und leiden massiv unter der Situation. Die jedes Jahr von Sucht Schweiz koordinierte Aktionswoche will das Tabu brechen und aufzeigen, wie diesen Kindern geholfen werden kann. Zahlreiche Organisationen führen in 15 Kantonen öffentlichkeitswirksame Aktionen durch.

 

Wenn ein Elternteil suchtkrank ist, leidet die ganze Familie darunter. Für die Kinder bedeutet dies oftmals, dass das Familienklima angespannt, konfliktbeladen und unberechenbar ist. Sie sind täglich mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Unsicherheit und nicht zuletzt mit Isolation konfrontiert. Während der Corona-Pandemie sind die Kinder noch mehr mit der Situation konfrontiert, wenn sie nicht in die Schule oder zu Freunden können, oder wenn konsumierende Eltern öfters zu Hause sind. Die durch Corona oft noch angespanntere Situation kann sich auch (aber nicht nur) in betroffenen Familien vermehrt in Gewalt entladen.

 

Kinder von alkoholabhängigen Eltern sind überdies besonders gefährdet, später selbst zu erkranken: Im Vergleich zu Kindern aus Familien, die keine Suchtproblematik aufweisen, haben diese Kinder ein bis zu sechsmal höheres Risiko, eine Sucht zu entwickeln, hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für weitere psychische Erkrankungen.

 

Auch Alkohol trank ich in diesen jungen Lebensjahren nahezu wie Wasser, einfach um mich und mein Befinden zu betäuben. Vielleicht auch um mich dabei meinem Vater Nahe oder Verbunden zu fühlen.
(Sabi*, 36, wuchs mit einem alkoholkranken Vater auf)

Sucht - einfach erklärt - Institut Kinderseele Schweiz

Kindern von suchtkranken Eltern eine Stimme geben

Kinder aus suchtbelasteten Familien lieben ihre Eltern und wollen sie schützen. Umgekehrt wollen auch suchtkranke Eltern gute Eltern sein und verheimlichen aus Angst und Scham ihre Probleme Deshalb bleibt die schwierige familiäre Situation meist geheim und die Kinder tragen die Last dieses Geheimnisses während der ganzen Kindheit. Ihr Leiden wird deshalb oft nicht erkannt.

 

Meine Mutter ging taktisch geschickt vor. Mein Bruder wurde wegen seines ungewöhnlichen Verhaltens in der Schule medizinisch, neurologisch und schulpsychologisch abgeklärt. Unser Familiensystem blieb unangetastet. (Michel, 46, dessen Eltern alkoholsüchtig waren).

Mit dieser nationalen Aktionswoche soll das Tabu gebrochen und die Öffentlichkeit für die Situation und die Bedürfnisse dieser Kinder sensibilisiert werden. Es wird aufgezeigt, wie Menschen in ihrem Umfeld helfen können, je nach Situation und Rolle der Person, und wo möglich auch in Absprache mit den Eltern. So zum Beispiel

 

  • Stabile Vertrauensbeziehungen zu aussenstehenden Personen (wie Grosseltern, Götti, Tante, Lehrpersonen, etc.) ermöglichen
  • Auszeiten für betroffene Kinder, um auf andere Gedanken zu kommen,
  • Praktische Unterstützung im Alltag,
  • Kontakt zu den heute existierenden amtlichen Fachstellen herzustellen.

 

Zudem sind Unterschiede im Erleben und den Bedürfnissen zwischen Buben und Mädchen herausgearbeitet worden. Für die Fachleute aus dem Sozialbereich werden Fortbildungen und Vernetzungen organisiert und Broschüren zur Verfügung gestellt.

 

Auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene!

Die Aktionswoche ist auch Teil einer internationalen Bewegung: Verschiedene Länder wie z.B. Deutschland, Grossbritannien und die USA führen seit mehreren Jahren eine solche Aktionswoche durch. In der Schweiz beteiligen sich zahlreiche Organisationen und führen in 15 Kantonen öffentlichkeitswirksame Aktivitäten durch. In einer Zeit mit coronabedingten Einschränkungen werden einige davon online angeboten.

 

Weitere Informationen sowie Betroffenenberichte finden sich auf der Kampagnenwebsite

www.kinder-von-suchtkranken-eltern.ch