Sick Style

Die virtuelle Welt des Leidens.

Bild: Sydney Sims - unsplash

Depressionen, Borderline, Angststörungen – auf Social Media wird tabulos über psychische Krankheiten gesprochen. «Sick Style» ist das Gegenteil von «Health Style», also das Zeigen von Traurigkeit und Krankheit in den sozialen Medien. Die User machen ihre Emotionen in den sozialen Netzwerken öffentlich und sprechen darüber.

 

Am Vorbild von Promis wie Justin Bieber, Stress oder Kylie Jenner folgen viele internetaffine Junge dem Trend Sick Style und thematisieren ihre psychischen Probleme auf der Plattform Instagram. Man spricht über Selbstverletzung, Depressionen, Magersucht, Suiziddrohungen – das Spektrum ist riesig. Es werden somit nicht mehr nur die schönen Momente des Lebens auf Social Media geteilt, sondern auch das Leid: Manche Nutzer posten gar direkt aus der Psychiatrie, zeigen ihre vernarbten Unterarme oder eine Hand voller Medikamente.

 

Unter Hashtags wie «Depressionen» oder «mentale Gesundheit» findet man auf Instagram mehrere Millionen Bilder. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden mehr Menschen als je zuvor an chronischen Angstzuständen, Depressionen und Ähnlichem.


Sick Style findet auf der ganzen Welt statt und zeigt sich bei den unterschiedlichsten Menschen – von Schülern, die Instagram-Stories aus dem Krankenhaus teilen, bis hin zu älteren Leuten, die über ihr Burn-Out sprechen.

 

Bild: Cristina Zaragoza - unsplash

Das Positive an dem Trend Sick Style ist der Vergleich, den Nutzer mit anderen Usern haben. Die Authentizität wird durch die Inhalte gefördert und Betroffene merken, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Wenn man ein Selfie sieht, welches eine weinende Person zeigt, kann man sich trotz allem mit dieser nicht so perfekten Welt identifizieren. Zudem wird auch ein gewisses Communitygefühl gefördert: Erstens sind die Plattformen kostenlos und für jedermann zugänglich, zweitens haben sich zahlreiche sogenannte "mental health communities" gebildet – Gruppen, in denen sich Nutzer über ihre psychische Gesundheit austauschen. Seien es Betroffene oder Menschen, die die Krankheit erfolgreich bekämpft haben. Viele Betroffene fühlen sich erleichtert, zu wissen, dass sie mit ihrem Leid nicht allein sind. Man fühlt sich zugehörig und verstanden, kann sich mit anderen identifizieren, lechzt jedoch auch nach Aufmerksamkeit.

 

Somit hat, wie jeder Trend, auch Sick Style seine Schattenseiten: Plattformen haben immer wieder mit destruktiven Inhalten zu kämpfen. Auf manchen Bildern werden Blut und Narben gezeigt. Für Jugendliche kann dies gefährlich sein, da sie leichter beeinflussbar sind.


Die Inszenierung von solch persönlichen Inhalten, zeugt zudem von einem extremen Mitteilungsbedürfnis, eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft wird so zunehmend öffentlichkeitstauglich.

 

Der Sick Style ist deshalb ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es gut, dass über psychische Probleme gesprochen wird und sich online Gemeinschaften gebildet haben, die Betroffene unterstützen. Auf der anderen Seite liegen die Schwierigkeiten: schädliche Inhalte, der Wettbewerb um Aufmerksamkeit oder beispielsweise die Gefahren für Jugendliche.

 

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