Benzodiazepine

Längerfristig eingenommene Schlaf- und Beruhigungsmittel können abhängig machen – ein Risiko, das vielen nicht bewusst ist.

Bild: James Yarema - unsplash.com

Benzodiazepine werden zur Behandlung von Schlafstörungen, Angstzuständen und Panikattacken oder bei starker Anspannung, Epilepsien oder Krämpfen eingesetzt. Sie werden aufgrund ihrer entspannenden Wirkung auch als Tranquilizer (engl. to tranquillize = beruhigen) bezeichnet. Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente und sollten in der Regel nicht länger als 4 bis 6 Wochen eingenommen werden. Bei längerfristiger regelmässiger Einnahme kann sich eine körperliche und psychische Abhängigkeit entwickeln. 

 

Benzodiazepine werden oft zu lange eingenommen. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz zwischen 200‘000 bis 400'000 Personen einen problematischen bis abhängigen Gebrauch von Benzodiazepinen und ähnlichen Medikamenten aufweisen. Damit steht die Abhängigkeit von Benzodiazepinen in der Schweiz an dritter Stelle – nach Tabak und Alkohol.

 

Um auf das hohe Abhängigkeits-Risiko aufmerksam zu machen, hat die Arud – Zentrum für Suchtmedizin – einen kurzen Clip produziert – unter anderem mit Betroffenen, die selbst von Benzodiazepinen abhängig waren:

Bei einem regelmässigen Gebrauch können Benzodiazepine ihre Wirkkraft verlieren, sodass die Dosis erhöht werden muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen. In der Fachsprache wird dies eine Toleranzentwicklung genannt. Durch solche Dosissteigerungen oder Kombinationen von verschiedenen Benzodiazepinen zur Wirkungserhaltung steigt die Gefahr einer Abhängigkeit.

 

Bei einer Abhängigkeit geht die Kontrolle über die Steuerung des Konsums verloren. Das Verlangen nach den Benzodiazepinen ist sehr stark und wird vielfach als Zwang empfunden, um die Wirkung aufrechtzuerhalten oder um Entzugserscheinungen zu vermeiden.

 

Falls Sie den Eindruck haben, dass Sie eine Medikamentenabhängigkeit entwickelt haben und Sie unter den Folgen und Auswirkungen leiden: Holen Sie sich Unterstützung – Sie sind nicht allein! Eine Fachperson kann Sie auf Ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität professionell begleiten.

 

Viele Betroffene getrauen sich oftmals jahrelang nicht, sich Hilfe zu suchen – aus Scham und Angst, verurteilt zu werden. Es ist deshalb wichtig, als angehörige Person die Betroffenen nicht zu verurteilen oder zu beschuldigen. Hilfreich sind Ehrlichkeit und Anteilnahme: Bestehen Hinweise auf eine Abhängigkeit, sollte man die Person darauf ansprechen – auf eine mitfühlende und nicht wertende Art. Die betroffene Person soll spüren, dass man sich sorgt und sie darin unterstützt, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Verantwortung, sich die Hilfe letztlich zu holen und auch in Anspruch zu nehmen, liegt jedoch bei der betroffenen Person.