Cancer Survivorship

Nach der Therapie ist vor der Therapie.

Das Erzählcafé mit Moderatorin Claudia Sollberger als Ort, der zum Austauschen und Reflektieren einlädt (Bildrechte: Claudia Sollberger).

Immer mehr Menschen leben mit einer Krebsdiagnose weiter – dank Früherkennung, fortgeschrittener Behandlungsmethoden und unserem ausgebauten Gesundheitswesen. Aktuell leben in der Schweiz rund 370‘000 solcher „Cancer Survivor“, bis 2030 geht man von einer halben Million Menschen aus.

 

Nach dem Spitalaufenthalt ist aber selten alles so wie vorher: die Mehrheit der Patientinnen und Patienten leidet an Begleiterscheinungen oder Langzeitfolgen von Therapie und Krankheit. Diese können sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit betreffen. Auf körperlicher Ebene treten etwa oft eine erhöhte Müdigkeitserscheinung und eine geringere Leistungsfähigkeit auf, typische Merkmale der sogenannten Cancer-related Fatigue. Diese wirkt sich oft negativ auf die Psyche aus und kann zu einem Teufelskreis aus Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Angst führen, ähnlich wie bei einer Erschöpfungsdepression. Ebenfalls eine mögliche Langzeitfolge ist die Angst vor einem Rückfall, also neuen Tumorzellen, die sich nach erfolgreicher Therapie bilden. Auch das eigene Sexualempfinden kann durch eine Krebstherapie nachhaltig beeinflusst werden, was nicht selten direkt mit der eigenen Identität in Verbindung gebracht wird.

Persönliche Beratung (im Bild: Klientin mit Linda Wälchli, Leiterin Beratung und Unterstützung KLSO). Bild: Krebsliga Solothurn

Damit krebsbetroffene Menschen mit diesen Auswirkungen nicht alleine gelassen werden, ist es wichtig über entsprechende Nachsorge-Angebote zu verfügen, wie sie die Solothurner Spitäler und die Krebsliga Solothurn anbieten. Diese reichen von Sportgruppen und Bewegungstherapie über Treffpunkte und Selbsthilfegruppen bis hin zu Achtsamkeitskursen, Kochateliers oder handwerklichen Workshops.

Das Ziel ist bei all diesen Massnahmen dasselbe: die Resilienz der Betroffenen zu stärken, also den Umgang mit den Folgen der Krankheit, sowohl auf körperlicher wie auch auf mentaler Ebene.

 

Es gilt als erwiesen, dass körperliche Aktivität nicht nur in der Vorsorge von Krankheiten unterstützend wirkt, sondern auch während dem Genesungsprozess – als Begleitung während einer Therapie wie auch danach, zur Stärkung des Immunsystems. Dadurch sollen einerseits körperliche Beschwerden nach einer Behandlung gemildert und andererseits das Risiko einer neuerlichen Erkrankung gesenkt werden.

 

Sehr ähnlich verhält es sich mit der Psyche. Eine Krebserkrankung bedeutet oft eine einschneidende Veränderung im Leben der Betroffenen: nicht selten lässt sie diese daran zweifeln, ob sie je wieder ganz sich selber sein werden – etwa weil sie gewisse Tätigkeiten nicht mehr ausüben können oder schnell erschöpft sind. Deshalb sollen spezielle Beratungsangebote und Treffpunkte Wege aufzeigen, wie man die neue Situation akzeptieren und damit umgehen kann. Gleichzeitig bieten diverse Kursangebote neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und motivieren die Betroffenen dazu, sich gemeinsam mit anderen der physischen und psychischen Pflege der eigenen Person zu widmen.