Gesund, gesünder, Orthorexie

Wenn gesundes Essen zum Zwang wird

Von der Besessenheit sich gesund zu ernähren und dem Essen als Religion.

Bild: Trang Doan - pexels.com

Der Ausdruck Orthorexia nervosa beschreibt das Krankheitsbild einer Essstörung. Diese zeichnet sich durch eine übermässige Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aus. Die selbst auferlegten Regeln bezüglich dem Konsum von nur gesunder Kost führen zu psychischen und physischen Beeinträchtigungen.

 

Wer an Orthorexie leidet, isst zwanghaft gesund und hat Angst, seinem Körper bei abweichendem Konsumverhalten zu schaden. Orthorektiker essen Vollwertkost, kaufen in Bioläden und meiden Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen. Betroffene sind besessen davon, das zu essen und zu trinken, was in ihren Augen als «richtig» gilt und verbringen viel Zeit mit der Zusammenstellung des Speiseplans. Nahrung, von der der Patient meint, dass sie ungesund sei, wird streng vermieden. Dass Menschen mit diesem sogenannten orthorektischen Essverhalten in ihrem Wahn oft genau das Gegenteil erreichen, ist ihnen nicht bewusst. Wenn die Essrituale nicht eingehalten werden können oder gar ein Restaurantbesuch vor der Tür steht, reagieren Personen, die an Orthorexie leiden, mit Angst und ziehen sich zurück.

 

Alles ist bis aufs letzte Gramm abgewogen.

 

Wenn «ungesunde» und «unreine» Lebensmittel konsumiert werden, führt dies zu starken Schuldgefühlen und man sorgt sich um die eigene Gesundheit. Ferner liegt auch eine Intoleranz gegenüber anderen Anschauungen bezüglich Lebensmitteln vor: Gerne versuchen Betroffene, Junk-Food-Esser zu bekehren. Diese extreme Haltung endet häufig in sozialer Isolation.

 

Die zwanghafte Auseinandersetzung mit Essen führt zu einem starken Leidensdruck und beeinträchtigt die physische Gesundheit, da beispielsweise Mangelernährung auftreten kann. Orthorexie kann auch ein Einstieg in eine Essstörung sein. In einer Schweizer Studie gab fast ein Drittel aller Befragten an, sich übermässig mit gesundheitsfördernder Ernährung zu beschäftigen, «gesunde» Nahrungsmittel zu wählen, «ungesunde» zu vermeiden und strikte Ernährungsregeln zu befolgen. Die Fachwelt hat Orthorexie allerdings noch nicht als Krankheit anerkannt. Manche Experten bestreiten gar, dass es sich um eine Essstörung handelt.

 

Bratman-Test für Orthorexie

 

  1. Denken Sie mehr als 3 Stunden am Tag über Ihre Ernährung nach?
  2. Planen Sie Ihre Mahlzeiten mehrere Tage im Voraus?
  3. Ist Ihnen der ernährungsphysiologische Wert Ihrer Mahlzeit wichtiger als die Freude an deren Verzehr?
  4. Haben Sie das Gefühl, je gesünder Sie sich ernähren, desto schlechter sei Ihre Lebensqualität?
  5. Sind Sie in letzter Zeit mit sich strenger geworden?
  6. Steigert sich Ihr Selbstwertgefühl durch gesunde Ernährung?
  7. Verzichten Sie auf Lebensmittel, die Sie früher gerne gegessen haben, um nun “richtige” Lebensmittel zu essen?
  8. Haben Sie durch Ihre Essensgewohnheiten Probleme auszugehen und distanzieren Sie sich dadurch von Freunden und Familie?
  9. Fühlen Sie sich schuldig, wenn Sie von Ihrer Diät abweichen?
  10. Fühlen Sie sich glücklich und unter Kontrolle wenn Sie sich gesund ernähren?

 

 

Je mehr Fragen Sie mit «Ja» beantworten, desto zwanghafter ist Ihr Essverhalten, und desto mehr leiden Sie wahrscheinlich auch darunter. Wir helfen Ihnen – melden Sie sich bei der Ernährungsberatung KSO oder der Ernährungsberatung BSS.

 

 

Der Alptraum eines jeden Orthoretikers. Genuss und Freude treten in den Hintergrund. Bild: Robin Stickel - pexels.com